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Dabei sei es ja eigentlich umgekehrt, sagt der Trierer Förster und Jäger Gundolf Bartmann. Immer mehr Menschen wollen naturnah wohnen und da, wo früher ein Wildwechsel stattfand, steht jetzt oft ein Haus mit Garten.

 

Simone Marder zum Beispiel hat mit ihrem Mann für sich und ihre zwei Kinder ein Haus gebaut – am Stadtrand von Trier, an einem schönen Hanggrundstück. In diesem Sommer hat sie fast jede Nacht Besuch von einem Keiler bekommen. Und danach sah ihr Garten aus wie ein Acker. Sie recherchierte im Internet alle möglichen Abschreckungsmethoden, stellte ein lautes Radio auf, Bauscheinwerfer, verteilte Haarreste vom Frisör – doch nichts half.

Nahaufnahme Wildschweinrüssel

Süß, aber gefährlich: Wildschweine

 

Förster Bartmann stellt bei einem Blick auf ihren Garten fest: Hier verläuft ein Wildwechsel. Ein generelles Problem, sagt er. "Wir brauchen natürlich Wohnraum, gerade in den Städten expandiert der Bedarf an Wohnungen und Häusern und natürlich kommt man dann in die Nähe der Natur. Aber man geht natürlich zunächst einmal in den Lebensraum der Wildtiere hinein."

Außerdem ist der Tisch für die Allesfresser gerade in Wiesen reich gedeckt. Da gibt es besonders viele Engerlinge, Würmer oder Mäuse. Besonders lecker finden Wildschweine aber auch Trauben. Das hat Winzer Peter Schleimer aus Trier erlebt. Einen halben Weinberg haben die Schwarzkittel ihm abgefressen. "Die lutschen die Trauben ab und das sieht absolut eklig aus", erzählt er. "Die Trauben sind dann nicht mehr zu verwenden."

Gute Nahrungsbedingungen für Wildschweine dank Klimawandel

Ein von Wildschweinen verwüsteter Fußballplatz

Spuren der Verwüstung

Generell biete sich den Wildschweinen gerade ein üppiges Büffet. Das liege am Klimawandel, erklärt Förster Gundolf Bartmann. Durch die zunehmende Wärme wachse mehr Futter. "Im Wald aber auch in der Landwirtschaft gibt es bessere Nahrungsbedingungen. Dadurch werden schon Frischlinge geschlechtsreif, produzieren wiederum Frischlinge", sagt er. "Deshalb kann so eine Population innerhalb eines Jahres um 300 Prozent ansteigen." Hinzu kommt: Durch die wärmeren Winter sterben weniger Frischlinge den Kältetod.

Wer keinen Wildschweinbesuch bekommen will, der braucht einen elektrischen Zaun. Oder einen stabilen Zaun, der in die Erde einbetoniert wird. Aber auch um die Jagd kommt man nicht drum herum. Jäger lauern den Tieren bei Mondschein auf und es werden komplizierte Treibjagden organisiert. Eines ist Gundolf Bartmann, der auch Jäger ist, dabei aber besonders wichtig: "Wir wollen tierschutzgerecht jagen, waidgerecht nennt das der Jäger. Das heißt, dem Wild muss eine Chance bleiben", erklärt er. "Und wir wollen die Muttertiere schützen. Wir wollen die Wildschweine nicht bekämpfen, allerdings in ausreichender Zahl sinnvoll reduzieren."

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